Schwäbisch-alemannische Fastnacht

(Quelle: wikipedia) Als schwäbisch-alemannische Fastnacht wird die Fastnacht
im südwestdeutschen Raum und Teilen der Nordost- und Zentralschweiz[1][2] bezeichnet.
Dort wird sie in der Regel Fasnet, Fasnacht oder Fasent genannt. Sie grenzt sich vom rheinischen Karneval ab, kann sich jedoch erst seit dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts als eigenständige Form etablieren. Während der Karneval im 18. Jahrhundert eine neue Form der Fastnacht entwickelte, und auch die schwäbisch-alemannische Fastnachtslandschaft darauf einschwenkte, besann sie sich im 20. Jahrhundert auf ihre Traditionen der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Fastnacht. .....

Charakteristisch ist die Vermummung der Teilnehmer mit Larven oder auch Schemmen (Masken), die meist aus Holz, in Ausnahmefällen aber auch aus Stoff, Papier, Ton, Blech oder Draht (sog. Drahtgaze) bestehen. Die Kostümträger (in schwäbisch-alemannischen Gebieten Hästräger) wechseln ihre Verkleidung (Häs) nicht von Jahr zu Jahr, sondern behalten sie immer bei. In manchen Gegenden ist es sogar üblich, sie über Generationen zu vererben.

Beginn am 6. Januar
In den meisten Orten des schwäbisch-alemannischen Raumes finden die ersten Fastnachtsveranstaltungen nach Ende der weihnachtlichen Festtage am 6. Januar, dem Dreikönigstag statt. Es gibt auch Orte, in denen es wie beim rheinischen Karneval üblich ist, die Feiern bereits am 11. November zu beginnen. Nach altem Brauch werden an Dreikönig die Schemen (Larven) abgestaubt. Von da an „goht's degege“, es finden die ersten Veranstaltungen und Umzüge statt. Die eigentliche Fasnet beginnt allerdings erst mit dem Schmotzige Dunnschtig (der Donnerstag vor Aschermittwoch, Gumpiger - Donnerstag), dem Höhepunkt der Fasnet. Von diesem Tag an finden vermehrt Umzüge und Veranstaltungen statt, und es werden Spezialitäten wie beispielsweise Fasnetsküchle zubereitet.

Entsprechend gilt der Fastnachtsbeginn vielen schwäbisch-alemannischen Narren als wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Karneval. Viele sehen im 6. Januar den ursprünglicheren Termin. Die neuere Forschung teilt diese Sichtweise allerdings nicht. Ähnlich wie am Fastnachtsdienstag beginnt am 11. November eine vierzigtägige, vorweihnachtliche Fastenzeit. Am Martinstag sind daher vergleichbare Traditionen festzustellen, wie während der Fastnachtstage. Zum Beginn der Fastnachtssaison entwickelte sich der 11. 11. allerdings erst mit dem Aufkommen des Karnevals im 19. Jahrhundert. Schließlich hätte eine Fastnacht, die sich über die Adventszeit und Weihnachten hinweggezogen hätte, dem Sinn dieser Tage vollkommen widersprochen.

Der Beginn der närrischen Tage wird in vielen Orten lautstark gefeiert. In Überlingen, Weingarten oder Markdorf schnellen die Narren mit ihren Karbatschen, in Rottweil klepfen die Buben in den Gassen mit einer Fuhrmannspeitsche und verursachen damit einen markanten Peitschenknall. In Villingen werden die Glocken der Häser, die sogenannten Rollen, so lange unter lautem Getöse geschüttelt, bis sicher ist, dass sich auch nicht das kleineste Staubkörnchen mehr darin befindet. Überhaupt legt man am 6. Januar großen Wert auf Sauberkeit. Im Gebiet des oberen Neckar gehen schwarz befrackte Abstauber von Haus zu Haus, um die eingemotteten Narrenkleider vom Schmutz zu befreien. In Rottenburg am Neckar unterziehen die Hexen Gäste und Einrichtungsgegenstände der Wirtshäuser einer ähnlichen Behandlung. In Lauffen ob Rottweil gibt es deshalb auch die sogenannte "Fiaßwäsch" (Fußwäsche), bei der der Narrenrat seine Füße im eiskalten Wasser eines Brunnes wäscht. Zum gleichen Zeitpunkt erhält die Fastnachtsmaske in Immendingen und Möhringen einen Ehrenplatz im Wohnzimmer. Aber auch die Schramberger Narren zeigen Ihre Ehrerbietung gegenüber dem Narrenkleid, indem sie es feierlich segnen: „Sei mir gegrüßt, du edles Kleid der Narren. Tritt nun hervor aus Deiner Jahresbleibe. Und erfülle mit Freude die Großen und die Kleinen. Dir sei geweiht die Fasnet im Jahre des Heils 20..“.

Die wichtigste Rolle der Feierlichkeiten am und in der Zeit nach dem 6. Januar spielen allerdings die geselligen Zusammenkünfte der Narren. So wird in Bad Saulgau und Bonndorf bei öffentlichen Versammlungen das Programm der kommenden Fastnacht verkündet und in anderen Orten wie Waldkirch oder Löffingen kommt man zu Narrenversammlungen zusammen, auch um letzte organisatorische Details zu klären. Mit Abstand am populärsten sind aber seit einigen Jahrzehnten die Narrentreffen, große Zusammenkünfte tausender Narren, die in den Wochen nach Dreikönig beinahe jedes Wochenende an wechselnden Orten stattfinden.

Mittwoch vor Fastnacht [Bearbeiten]
Ursprünglich war der Mittwoch vor Fastnacht kein traditioneller Festtag der schwäbisch-alemannischen Narren. Besonders in den Abendstunden haben sich in der Nachkriegszeit aber Bräuche etabliert, mit denen die eigentliche Fastnachtszeit eingeläutet wird. Dazu gehört das Ausrufen oder Suchen der Fastnacht im Schwarzwald, ebenso wie die Maskenbeschwörung oder das Brunnenputzen in Oberschwaben.

Festlegung des Fastnachtsdienstags [Bearbeiten]
Der Fastnachtsdienstag ist der Tag (bzw. die Nacht) vor dem Beginn der Fastenzeit, welche am Aschermittwoch beginnt. Das Datum des Aschermittwoch liegt 46 Tage vor dem Ostersonntag, der am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr gefeiert wird.
Das Frühjahr beginnt nach dem gregorianischen Kalender, der 1582 eingeführt wurde, grundsätzlich am 21. März. Daraus ergibt sich für den Ostersonntag der 22. März als frühestmöglicher Termin, der 25. April als spätester. Somit variiert der Zeitpunkt der Fastnacht im Kalender innerhalb einer Spanne von 35 Tagen. Vor dem Ostersonntag dauert die Fastenzeit 40 Tage. Damit käme man auf den Dienstag in der 6. Woche vor Ostern. Nach dem Konzil von Benevent (1091) wurden zusätzlich die Sonntage aus der Fastenzeit ausgeklammert und der Beginn der Fastenzeit deshalb sechs Tage vorverlegt auf den Mittwoch der 7. Woche vor Ostern, den Aschermittwoch. Der früheste Termin für den Aschermittwoch ist somit der 4. Februar.

Maschker [Bearbeiten]
An einigen Orten entlang der Donau wie zum Beispiel in Ehingen und vor allem in Munderkingen trifft man in Gaststätten oder auf der Straße einzelne Narren oder kleine Gruppen, die sich uneinheitlich darstellen und maskiert sind (Maschker hochdt.: der/die Maskierte). Unter der Maske befinden sich traditionell meist Frauen, die mit einem Motto auftreten. Üblich sind kleine Geschenke, sog. Kromet (urspr. Marktmitbringsel) der an meist unmaskierte Passanten verteilt wird. Existieren die meisten Narrenfiguren erst seit der Einführung der vereinsmäßig organisierten Fasnacht, kommt den Maschkern die Rolle einer nicht organisierten Ergänzung zum organisierten Narrentreiben zu, deren Tradition Jahrhunderte zurück reicht.

Brauchtum

Narrenrufe

Die Narrenrufe der schwäbisch-alemannischen Fastnacht sind jüngeren Datums und analog zu den traditionellen Schlachtrufen (Alaaf, Helau, Ahoi,…) der Karnevalsmetropolen entstanden. Traditionell grüßen die Narren mit einem Juchzen (Jauchzen) was sie als spontanen Ausdruck der Freude verlauten lassen und was sich schriftlich etwa als „Ju-Hu-Hu-Hu“ dokumentieren ließe. In Rottweil unter anderem hat sich diese ursprüngliche Art des Narrenrufs erhalten (Hu-Hu-Hu). Anderswo sind individuelle Rufe entstanden, die innerhalb der organisierten Fasnacht seit dem Zweiten Weltkrieg bisweilen sogar zum Identifikationsmerkmal geworden sind. Der bekannteste Ruf der schwäbisch-alemannischen Fasnet, den sich Maskierte und Zivilisten zurufen, ist „Narri-Narro“.

Die Narrenrufe sind sehr individuell und unterscheiden sich von Ort zu Ort und von Zunft zu Zunft.

Fasnetsprüche
Neben dem Juchzen, den Narren- oder Schlachtrufen, gibt es auch Narren- und Fastnachtssprüche, die – auch in Reimform – aufgesagt und gerufen werden. Sie können wiederum Teile von Narrenrufen enthalten oder sein. Oftmals sind im Lauf der Zeit die Narrenrufe, die wahrscheinlich örtlich begrenzt waren, ortspezifisch verändert worden. Oft sind diese Sprüchle auch Spottverse.

Beispiele sind:

  • „Narro, siebe Sih (Söhne), siebe Sih sin Narro gsi“
  • „Narro kugelrund,
    d'Stadtleit sind scho älle g'sund“
    (Rottweil)
  • „Oh jerom, oh jerom,
    dia Fasnet hät a Loch“
    (Fasnetsdienstag Nachmittag zum Beispiel in Oberndorf oder Rottweil)
  • „Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz
    Und wenn die Katz nit hoorig isch,
    doo fängt se au kei Ratz.“
    (zum Beispiel in Meßkirch, Oberuhldingen, Meersburg, Tettnang, aber auch in vielen anderen Orten des schwäbisch-alemannischen Raumes)
  • „S'guckt e Arsch zum Fenschder naus,
    ma meint des isch e Weck,
    es isch kei Weck, es isch kein Weck,
    es isch der Arsch vum Schlegele-Beck.“
    (Der Name des Bäckers wird meist nach einer Persönlichkeit des Ortes benannt. In anderen Varianten beginnt der Spruch mit „Drunte in de …straß, da wohnt der …-Beck“) (zum Beispiel Radolfzell)

    Einige Narrensprüche gehen auf so genannte Heischebräuche, fordernde Bräuche, zurück.


Im Laufe ihrer Entwicklung waren die Narren der schwäbisch-alemannischen Fasnet heischende (fordernde) Figuren, die von ihrem Gegenüber Gaben verlangten. Einerseits für den Selbstzweck, entstand daraus aber auch sehr bald eine karitative, soziale Funktion der Narren. Überbleibsel dieser Art sind beispielsweise im Rottweiler Bettelnarr überliefert, der Almosen für Arme oder Kranke im Spital sammelte.

Heute ist die Situation meist umgekehrt. Der Zivilist fordert den Narren mit Narrensprüchen auf, etwas aus seinem Korb zu geben. Heischesprüche zur Fasnet in deutlichster Art haben sich zum Beispiel in folgender Form erhalten:

  • „Giizig (geizig), giizig isch der/die…(Name des Angesprochenen),
    un wenn er/se nit so giizig wär,
    dann gäb er/se au …(eingeforderte Gabe) her.“
  • „Fliagt a Vegele übers Feld, gib mr au a Fasnetsgeld!“